Autorenlesung an der Mittelschule Dietmannsried mit Dominik Bloh

„Seid ehrlich und tut Gutes!“

Autorenlesung an der Mittelschule Dietmannsried mit Dominik Bloh.

Am Dienstag, 10.12.2024 fand an der Mittelschule Dietmannsried die Autorenlesung zum Buch „Unter Palmen aus Stahl“ von Dominik Bloh statt. Er schreibt seine Biografie, über seine Kindheit, die von Gewalt, Lügen und Kriminalität geprägt war, seine Großeltern, die ihm Liebe schenkten, über seine Zeit als Obdachloser, als er mit 16 Jahren ausziehen musste und zehn Jahre auf den Straßen Hamburgs verbrachte und seinem Weg aus der Obdachlosigkeit hin zum Buchautor.

Dominik Bloh sitzt auf einer kleinen Bühne. Eine Flasche Wasser, ein Mikrofon und sein Buch. Mehr braucht er nicht, um die Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Klasse in seinen Bann zu ziehen. Seine Lesung beginnt mit dem Kapitel seines Rauswurfs von zu Hause. Dann legt er das Buch weg und erzählt eindrucksvoll, wie dieser Weg in die Obdachlosigkeit losging, welche Probleme auftauchten und welch menschlichen Enttäuschungen er dabei erlebte. Er erzählte dies in einer Ruhe und Gelassenheit, welche die Wirkung der Worte noch verstärkten. Das nächste Kapitel, aus welchem er vorlas, handelte von seinem Weg in die Schule, denn Dominik Bloh hat in seiner Zeit als Obdachloser sowohl den Realschulabschluss, als auch das Abitur in Hamburg gemacht. Er erzählte von der Scham, die er auf der Schultoilette empfunden hatte, immer mit einem Auge zur Tür blickend, ob jemand hineinkommt und ihn entdeckt, denn er putzte sich dort die Zähne, verwendete einen Deoroller und wusch sich die Spuren der Nacht auf der Straße so gut wie möglich ab. Ebenso erzählt er eindrucksvoll, bewegend und berührend von Situationen bei Freunden, bei welchen er deutlich die Ablehnung der Eltern spürte und er dann merkte, wenn er hier nicht mehr willkommen war. Aber auch von kleinen positiven zwischenmenschlichen Geschehnissen, wenn ein Mitschüler seine Klamotten zum Waschen mitnahm, das Pausenbrot mit ihm teilte oder etwas vom Taschengeld abgab. All seine Erzählungen bergen viel Lebenserfahrungen und gewonnene Weisheiten, die er mit viel Demut und Dankbarkeit präsentiert und an die Schülerinnen und Schüler weitergibt.

Anschaulich schildert er die echten Werte, die er auf der Straße gelernt hat, weit weg von der Lebensrealität vieler Jugendlicher. Ein paar blitzendweiße Turnschuhe. Zwei Jahre alt und gut geputzt und gepflegt spiegeln eine Wertigkeit wider, die seiner Philosophie und Wertschätzung Ausdruck verleihen. „Überlegt euch, wer ihr seid, und wer echte und ehrliche Freunde sind! Ich habe lange gesucht, um mich selbst zu finden, dabei war es schon von meiner Kindheit an da und hat mich immer begleitet. Ich bin ein Schreiber, ich bin Autor. Ich habe immer geschrieben, teilweise nachts unter der Laterne, bis meine Schrift wegen der kalten und zittrigen Finger kaum mehr lesbar war. Ich habe lange gelogen und betrogen und meine Lage wurde nicht besser, sondern schlimmer. Erst als ich ehrlich wurde, ehrlich zu mir selbst und zu meinen Mitmenschen, hat sich etwas zum Positiven verändert. Seid ehrlich und tut Gutes, dann kann es gar nicht schlecht sein oder schlecht werden.“, so lautet sein Apell am Ende der Fragenrunde.

So enden faszinierende 90 Minuten Autorenlesung mit Dominik Bloh, der mit viel Demut, Dankbarkeit, Bescheidenheit und Zufriedenheit in sich zu ruhen scheint. Und man möchte am liebsten das tun, was er mit seinen Großeltern tun würde, wenn sie noch leben würden: Ihn umarmen und einfach „Danke“ sagen.

Text: FH